Sorgfältiges und korrektes Bremsen setzen ist der Auftakt jeder Hauptschirmpackung.
Schnelle, harte und auch drehende Öffnungen resultieren nicht selten aus unordentlichem Packen inkl. unachtsamen Bremsen setzen.
Eine „rausgeflogene“ Bremse (sogenanntes Toggle-Fire) oder eine Verknotung kann das Ergebnis sein, was im schlimmsten Fall zu Notmaßnahmen führen kann.
Wer kennt es nicht: Nach dem Sprung in der Packhalle neben den Springerkameraden noch über den Sprung diskutieren und mal eben nebenbei die Bremsen setzen.
Das Ergebnis solcher unaufmerksam gesetzten Bremsen seht Ihr hier in den Beispielbildern.
So sollte es NICHT aussehen, findet die Fehler:
Das Material leidet extrem bei nicht sachgemäßer Packweise, die Folge sind unnötige Reparaturen.
Deswegen der Appell an ALLE:
Nehmt Euch die Zeit und konzentriert Euch bei dieser sehr wichtigen Tätigkeit.
Es erspart Euch evtl. eine unnötige Reservepackung oder den Gang zum Physiotherapeuten…
Beim Ausrüstungscheck sollte sich jeder regelmäßig die Frage stellen:
Geht mein Hauptschirmloop noch oder sollte ich ihn lieber erneuern ?
Hier mal ein paar Grusel-Beispiele, leider aus der Praxis:
So sollte ein Hauptschirm-Loop niemals aussehen !!!
Der Hauptschirmloop (aus passendem Material und in richtiger Länge) ist ein wichtiger Bestandteil Deiner Ausrüstung.
Er verschließt mit Hilfe des Pins den Hauptcontainer, ein guter Packdruck ist selbstverständlich.
Im Laufe der Zeit leidet das Material des Loops:
Es gibt keine zeitliche Empfehlung, wie etwa ein Mal im Jahr oder nach 100 Sprüngen.
Der Hauptschirmloop sollte regelmäßig kontrolliert werden und zum Gurtzeug-Check dazugehören.
Hier ist jeder selbst verantwortlich (!), auch, wenn Ihr packen lasst.
Das Worstcase-Szenario, was durch einen defekten oder zu langen Loop entstehen kann, ist eine ungewollte Containeröffnung. Geschieht dies beim Rausklettern oder unmittelbar nach dem Exit aus dem Absetzflugzeug oder später im Freifall, kann es diverse Probleme geben:
Was ist zu tun, wenn der Container im Flugzeug aufgeht ? Antwort aus der Ausbildung: Tür bleibt zu, sitzen bleiben !
Um solche Situationen gar nicht erst entstehen zu lassen, hier ein Appell an alle:
Checkt bitte regelmäßig den Hauptschirm-Loop genauso gründlich, wie die komplette Ausrüstung und zwar vor jedem einzelnen Sprung !!!
Ein neuer Hauptschirm-Loop (aus Nylon Typ IIa) sollte mittels 8er-Knoten oder doppeltem Überhandknoten und Unterlegscheibe eingebaut werden. Der 8er-Knoten hat eine große Auflage und lässt sich leicht lösen, um Looplängen anzupassen. Bei der Länge des Loops könnt Ihr Euch an dem alten Loop orientieren, wenn der Container damit genug Packdruck hatte (etwas kürzer, ungedehnt ca. 10-15%, das Material dehnt sich und der Knoten setzt sich).
Niemals den Loop auswechseln, nachdem das Throw-Out (Handdeploy) bereits verstaut wurde ! Hier droht die Gefahr sich eine Öffnungsstörung einzubauen !
Wenn Ihr unsicher seid, fragt einfach den Rigger Eures Vertrauens.
von Martina Weber
veröffentlicht im FreifallXpress Heft 4/2018
Wer hat als HauptschirmpackerIn nicht schon mal den Satz gehört wie „Das war aber eine harte Öffnung“ oder „ich hatte eine 90 Grad Öffnung“ oder auch „ich war 6 Mal eingedreht“ ...
Liebe FallschirmspringerInnen, die Ihr hin und wieder Euren Fallschirm von Dritten packen lasst:
Zuerst einmal sei gesagt, PackerInnen sind auch nur Menschen und Menschen machen hin und wieder Fehler.
ABER: Ich wage zu behaupten, dass in den meisten Fällen, in denen die Öffnung sehr schnell und hart oder verdreht oder auch viel zu langsam war, das Pull-Verhalten des Springers eine entscheidende Rolle gespielt hat.
Jeder sollte sich im Augenblick des Öffnungsverlaufes mal genau beobachten:
Liege ich wirklich neutral, mache ich keine Vorwärtsfahrt mehr, ziehe ich nicht aus einer Drehung heraus, hebe ich direkt nach dem Pullen die Arme, um in die Tragegurte zu greifen ... Wie ist meine Körperposition?
All dies sind Impulse, die den direkten und geraden Verlauf des POD mit dem Hauptschirm beeinflussen können und werden.
Alleine eine unsaubere Ausgleichsbewegung beim Ziehen kann dazu führen, dass eine neutrale Lage nicht mehr gewährleistet ist und man z.B. leicht mit dem Oberkörper nach vorne kippt, was sich direkt auf den Öffnungsverlauf des Fallschirmes auswirkt.
Dreht man sich mit dem Oberkörper beim Zieh-Vorgang leicht in die Richtung, wo der Griff sitzt, kann dies bereits ausreichen, dass der POD einen Impuls bekommt, der ausreicht, dass er im Öffnungsverlauf einen Drall bekommt, was ein Eindrehen am geöffneten Hauptschirm nach sich ziehen kann.
Wer schon mal eine „90 Grad Öffnung“ moniert hat, dem sei eines gesagt:
Es ist technisch unmöglich, eine 90 Grad Öffnung beim Packen bewusst zu produzieren. Eine 180 Grad Öffnung ist durchaus möglich, indem man den POD einmal dreht, bevor man ihn in das Gurtzeug setzt, aber kein Packer tut dies vorsätzlich.
Ich kann mich an ein Gespräch mit einem Springer erinnern, der mir nach der Landung ganz aufgeregt berichtete, dass er während der Schirmöffnung eine 45 Grad Drehung nach links hatte, dann hat der Schirm gestoppt und daraufhin ging es 360 Grad nach rechts weiter.
Dies kann durchaus durch wechselnde Luftströmungen oder eine entsprechende Körperhaltung passieren, hat mit der Packweise aber nichts mehr zu tun.
Eine andere erzählte Geschichte:
Wenn bei der Öffnung der Slider runterkommt, dann taucht der Schirm immer nach rechts weg. Auf meine Frage, wie schnell er denn nach oben in die Tragegurte greift, kam seine Antwort: Sofort, nachdem ich gepullt habe.
Wer kann schon von sich behaupten, dass seine Bewegungen zu diesem Zeitpunkt, nach dem Abbremsen aus ca. 200 km/h ruhig und komplett symmetrisch sind, wenn man blind nach oben greift? Da ist nur verständlich, wenn man sofort in die Tragegurte greift und daran zieht, dass der Schirm eine gewisse „Dynamik“ entwickelt.
Immer wieder kommt die Frage auf, wenn ein Springer seinen Schirm von einem Dritten hat packen lassen und im nächsten Sprung eine Fehlöffnung mit Reserveaktivierung folgt, dann muss doch der Packer den Reservepackjob bezahlen. Dazu sei folgendes gesagt:
Beim Packen eines Hauptfallschirmes für einen anderen Springer kommt ein ganz normaler "Vertrag" über eine Dienstleistung zu Stande. Springer A nutzt die Dienste von Person B für das Wiedereinpacken seines Sprungfallschirmes.
Selbstverständlich geht man davon aus, dass Person B mit der Materie ausreichend vertraut ist und die Packung sauber und sicher ausführt; es liegt aber völlig im Ermessen von Springer A, sich davon zu überzeugen, ob dies auch zutrifft und Person B qualifiziert und geeignet ist, diese Tätigkeit sicher auszuüben.
WICHTIG: In allen genannten Fällen bleibt aber die gesamte Verantwortung für sämtliche Vorgänge und Ereignisse die aus dieser "Fremdpackung" resultieren allerdings vollständig beim "Auftraggeber", also Springer, Tandem-Pilot, Sprunglehrer ... (Zitat von Helmut Bastuck zum Thema "Fremdpacken" von Hauptschirmen - Darstellung und Sachlage, April 2015 nachzulesen auf den DFV Seiten und im FreifallXpress Nr. 4/2007).
Beim Packen eines Schirmes gibt es schon einigen Spielraum eine Öffnung „angenehm“ zu machen. Bspw. ist es möglich, einen Schirmtyp, der von Grund auf dazu neigt, etwas schneller und ruppiger zu öffnen, durch einige Tricks, wie z.B. die Zellenöffnungen etwas einzudrehen und nach hinten reinzuschieben, die Öffnung etwas langsamer und angenehmer zu gestalten.
Gegensätzlich kann man einen Schirm, der eher dazu neigt, sich bei der Öffnung etwas Zeit zu lassen, den Öffnungsverlauf beschleunigen, indem man hier eben nicht die Zellenöffnungen eindreht und gerade hängen lässt.
Manche Springer sind mit dem Packen des eigenen Schirmes überfordert, es haben sich im Laufe der Jahre falsche Handgriffe eingeschlichen oder es werden wichtige Dinge schlichtweg nicht mehr beachtet.
Wenn ich mit interessierten Augen durch die Packhalle gehe und manchen Springern beim Packen zuschaue, wundert es mich nicht, wenn Menschen über schlechte Öffnungen klagen, die sie selbst gepackt haben, auch bei Schirmen, die charakteristisch eigentlich gute Öffnungen haben, wenn man sie „sauber“ packt. Da beobachte ich, wie Springer ganz akribisch ihre Zellen und Leinen sortieren, um dann beim Ablegen des Schirmes weit ausholend diesen laut auf den Boden klatschen lassen. Toll, das ganze schöne Sortieren haben sie genau damit wieder kaputt gemacht. Auch ein reinquetschen des Schirmes in den POD, wo Dieser ganz merkwürdige Formen annimmt, nur nicht so, wie er geschnitten ist, macht die Öffnung unkalkulierbar.
Über viele Dinge machen sich Springer beim Packen keine Gedanken, die alle für sich wichtig für eine gute und saubere Öffnung sind und im Ganzen sogar zu einer Fehlöffnung führen können.
Ein paar Beispiele:
• Bremsen setzen: Konzentriert und sauber machen und nicht währenddessen mit dem Nachbarn über den Sprung sprechen, oft schleichen sich hier bereits Fehler ein, die Folgen bis hin zur Reserve nach sich ziehen können. Setzt man sie falsch, d.h. über dem Ring am Tragegurt, kann dies bei der Öffnung dazu führen, dass die Bremse rausgehauen wird, evtl. mit Materialschäden. Ein drehender Hauptschirm ist das Ergebnis.
• Slider komplett entreffen: Der Slider hat die Aufgabe den Öffnungsstoß zu verringern. Tut man dies nicht komplett, kann eine Öffnung schnell und hart sein. Hierbei kommt auch noch hinzu, dass sich die Reff-Bänder beim nicht komplett entrefften Slider in den Kaskaden verhaken können, was dann einen nicht flugfähigen Schirm zur Folge hat.
• Hilfsschirm spannen/entkollabieren: Den Hilfsschirm komplett spannen und dies nicht nur einmal, wenn man den Schirm in der Halle ablegt, am besten mehrmals, nach dem Sortieren und Ablegen und zusätzlich bevor man den POD in das Gurtzeug setzt. Auf diese Weise ist gewährleistet, dass er wirklich komplett gespannt ist. Ist dies nicht der Fall, kann eine Öffnung verzögert werden, da der Hilfsschirm nicht die Möglichkeit hat, sich vollständig mit Luft zu füllen, bzw. ins Lee des Springers fallen kann, was ebenfalls eine Verzögerung zur Folge hat. Auch das Falten des Hilfsschirmes und verstauen in der Tasche unter dem Gurtzeug sollte sauber und ordentlich erfolgen und nicht sinnlos reingestopft werden.
• Schirm sortieren: Den Schirm sauber sortieren, zumindest den Stoff zwischen den A-B Leinen, evtl. sogar zwischen B-C- und C-D-Leinen rausstreichen Dabei darauf achten, dass alle Leinen in der Mitte sind, den Slider in der Regel geviertelt legen. Beim Ablegen darauf achten, dies vorsichtig und sanft zu tun. Den Schirm sauber in den POD zu falten und nicht reinzuquetschen, von wegen: "Der Schirm wird ja schon von selber aufgehen".
• Einschlaufen der Leinen: Die Leinen sauber und ordentlich einschlaufen. Durch die Ösen das Packgummi immer nur einfach um die Leinen legen, nie doppelt. Legt man es doppelt um die Leinen, so kann dies zu einem ungleichen Ausschlaufen führen und zu einem Impuls für den POD. Beim weiteren Einschlaufen die Augen der Leinen nicht zu groß machen, so dass sie nicht zu weit über den Rand des POD hinausragen. Die letzte Überlänge bis zu den Tragegurten nicht zu kurz, eher etwas länger und sauber im ca. 45 Grad-Winkel auf den Boden des Gurtzeuges legen.
• Loop: Wenn man denkt, eigentlich könnte ich mal wieder einen neuen Loop gebrauchen, ist es in den meisten Fällen bereits dringend nötig. Auch die Länge des Loops ist immer wieder ein wichtiger Punkt, der falsch bedacht wird. Nach dem Motto: Wenn ich den Loop ein bisschen länger mache, habe ich es zwar einfacher beim Packen, aber, ein zu langer Loop und damit verbunden zu wenig Packdruck, kann bewirken, dass der PIN ungewollt aus dem Loop rutscht. Dies wäre im Flieger noch relativ harmlos, kann im Freifall aber dramatische Auswirkungen haben, erst recht, wenn man mit mehreren Springern unterwegs ist. Wenn Ihr unsicher seid, fragt einfach den Packer oder Rigger Eures Vertrauens.
Abschließend bleibt zu sagen:
Wer sauber und ordentlich packt und sich dabei immer wieder bewusst macht, was nötig ist, damit der POD gerade und sauber das Gurtzeug bei der Öffnung verlassen kann, ohne irgendwo anzuecken, hat schon viel gewonnen. Verhält man sich zusätzlich beim Zieh-Vorgang noch ruhig und neutral, begleitet die Öffnung nur, ohne zu aktiv zu sein, dann steht einer angenehmen Öffnung nichts mehr im Weg und das, obwohl wir innerhalb von Sekunden von fast 200 km/h abgebremst werden.
In diesem Sinne: Gute Öffnungen!
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